Das Unternehmen SPEA ist weltweit führend im Bereich Automatische Testsysteme für Elektronik, Halbleiter, MEMS und Sensortechnink. Mit 50 Jahren Erfahrung in Forschung, Entwicklung und Produktion steht SPEA für passgenaue Tests von Technikkomponenten in Automotive, Luft- und Raumfahrt, Medizin und weiteren Hightech-Branchen. Bislang wurden mehr als 10.000 Systeme weltweit installiert.
Die Redaktion von Adapterbau Kokott war mit Geschäftsführer René Kokott zu Gast bei SPEA Deutschland. Wir sprachen mit der Marketingleiterin Maren Witt, Applikationsingenieur Norbert Kautzner und Peter Holub.
SPEA S.p.A. hat seinen Hauptsitz in Italien und ist weltweit präsent. Welche Rolle spielt dabei seit über 30 Jahren der Standort Deutschland?
Anders als die anderen Niederlassungen, haben wir eine eigenständige Serviceabteilung. Testsysteme sind ja kein Produkt von der Stange, sondern müssen an die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden. Das übernehmen wir. Gefertigt werden die Systeme in Italien, kommen dann zu uns und wir spezifizieren sie je nach Applikation. Die erste Inbetriebnahme und das Customizing erfolgt also komplett von hier.
Wann kommen die Adapter ins Spiel?
Bei den meisten BedOfNail (BON) Prüfsystemen, die der Kunde über SPEA erhält, sind immer produktspezifische Adapter – sehr oft von Adapterbau Kokott notwendig.
Wie entstand diese Kooperation mit Kokott, der erste Kontakt?
Die erste Begegnung ist schon über 15 Jahre her. SPEA lieferte damals Testsysteme an Siemens, dort waren Kokott-Adapter als Standard gesetzt. So hat man sich kennengelernt, da fing die Partnerschaft an. Flexibilität und schnelle Reaktionszeit waren schon damals die großen Pluspunkte des mittelfränkischen Teams.
Was macht SPEA besonders gut oder anders als der Wettbewerb?
SPEA steht für Flexibilität, für Qualität. Wir sind zum Beispiel bei Benchmarks für Automobilhersteller, die den Markt sondieren fast immer auf Platz EINS. Ein Alleinstellungsmerkmal von SPEA ist auch die Art und Weise, wie Systeme entwickelt werden, dass sie eigens für den Kunden und mit ihm entwickelt werden.
Könnten Sie dafür ein Beispiel nennen?
Unser Flying-Probe-Tester, zum Beispiel, wurde ursprünglich mit Siemens zusammen entwickelt. Sie haben Vorgaben und Anforderungen definiert, und daraufhin wurde das System von uns so konzipiert, dass es deren Anforderungen entsprach. Daraufhin haben wir auch neuere Technologie eingebaut und alternative Ideen entwickelt. Hier arbeiten SPEA Testsysteme mit Linearmotoren, das macht wissentlich kein anderes System in dem Bereich der Flying Probe Systeme. Hinsichtlich Geschwindigkeit und Genauigkeit ist diese Technik klar überlegen.
Demnach hat SPEA eine hohe Produktionstiefe …
Der Großteil von Hardware und Software wird in Italien selbstentwickelt. Nahezu alles, was in den Maschinen steckt, ist SPEA. Aber natürlich werden auch Komponenten zugekauft. Optische Sensoren, zum Beispiel. Auch kein Linearmotor wird komplett selbst gebaut. Aber das Grundkonzept, die Messtechnik und die Software ist immer von SPEA. Das ist die Grundphilosophie im Headquarter: Möglichst viel selbst zu machen, um Einfluss und Kontrolle zu behalten. Um auf die Bedürfnisse des Kunden eingehen zu können. Wir können es genau für ihn ausrichten, da wir es selbst entwickelt haben.
Für SPEA Kunden offensichtlich eine zufriedenstellende Philosophie …
Für den Kunden heißt das, er bekommt seine Lösung komplett aus einer Hand. 100 % Hardware, 100 % Software. Vom Einlesen der CAD-Daten bis zum fertigen Testprogramm zur Datenausgabe für den Adapterbau. Alles ein Softwarepaket!
Wie sehen Sie die Entwicklung in der Produktion hinsichtlich Industrie 4.0? Smart Factory? Wo geht die Reise hin?
Die Reise der Testsysteme wird zunehmend schneller und kleiner, kompakter. Bei der Prüfung von Leiterplatten mit Prüfadapter zum Beispiel, wird ein Teil in der Produktionsstraße mit einer Zykluszeit von 30 Sekunden gefertigt. Wir möchten die Zeiten verkürzen, parallelisieren, die Teile halb so groß schaffen, kleinere Antastungen, engere Struktur für Prüfadapter. Intelligente Systeme zu entwickeln, die möglichst viele Produkte zeitgleich testen und miteinander vernetzt werden können – das ist das Ziel.
Was bedeutet das für den Anwender an der Fertigungslinie?
Hier wird mit Hilfe der Produktseriennummer überwacht, ob das Produkt, das am Testsystem ankommt, auch zum geladenen Testprogramm beziehungsweise zum eingelegten Adapter passt. Nur dann wird es auch in den Tester eingefahren.
Ergänzend dazu gibt es Konzepte, um eine fällige Adapterwartung automatisch anzuzeigen. Wird diese Wartung nicht durchgeführt, wird der Prüfadapter gesperrt. Das heißt, die Anlage wird vom MES System gesperrt.
Inwieweit ist hier der Adapterbauer gefordert?
Kleiner, kompakter und schneller heißt für den Adapter, kleinere Strukturen zu kontaktieren. Nadeln, die wir zum Kontaktieren verwenden, werden noch kleiner und dünner, so lassen sie sich noch enger nebeneinandersetzen, damit die gleiche Anzahl von Kontaktstellen auf die harte Fläche passt. Das alles hat natürlich seine Grenzen. Hier gilt die Balance zwischen Robustheit und Minimierung der Hülsenabstände. Die Verkabelung wird definitiv anspruchsvoller. Als Ergänzung zu den Adaptern könnten elektronische Speicher in Form von Mikro SD-Karten ins Spiel kommen, um eine Nachverfolgung gewährleisten zu können. Bei einigen Kunden wurde das schon zum Teil umgesetzt.
SPEA beliefert alle wichtigen Hightech-Branchen und Industrien. Wo erzielen Sie den größten Umsatz?
Einen großen Bereich bilden Elektronikbaugruppen für Automotive, wir beliefern ja immer Elektronik-Produzenten, die bestückte Leiterplatten herstellen. Den Elektronikbereich betreuen wir von Deutschland aus. SPEA bietet sonst auch noch Systeme im Bereich Semiconductor, diese sind dann hauptsächlich in Asien im Einsatz, wo auf der Chip-Produktions-Ebene auch geprüft wird.
Mit anderen Worten, Sie testen alles was vom Kunden gewünscht wird?
In vielen Fällen schreiben wir auch noch die Software in das Produkt, das heißt, wenn ein Produkt bei uns kontaktiert ist, wird auch geflasht. Auch das wird funktional geprüft, bevor das Produkt das System verlässt. Und dies kann in verschiedenen Bereichen gefragt sein. Industrieelektronik, Consumer-Elektronik oder z.B. Zahnbürsten, Netzteile für Satelliten. Ein Großteil sind Automotive-Teile, Multimedia, gerade ganz aktuell e-Bikes, auch Elektroniken für Elektroautos kommen mehr und mehr.
Bemerken Sie in den Märkten Veränderungen, die Corona geschuldet sind?
Als die Corona-Pandemie begann hatten wir Elektroniken für 5.000 Beatmungsgeräte auf einer Flying-Probe im Test, als reiner Prüfdienstleister. Das war aber eine Ausnahme.
Wie sehen Sie SPEA in der Zukunft? Wie sind sie aufgestellt?
Wir sind zurzeit weltweit vertreten, in unterschiedlicher Form. Für SPEA gibt es zahlreiche Niederlassungen und Vertriebsbüros, auf allen Kontinenten. Produziert wird aber nur in Italien. Was SPEA Deutschland betrifft: Mit eigener Serviceabteilung, Vertrieb, Applikation, Inbetriebnahme etc., und mit so vielen Mitarbeitern – 60 an der Zahl.
Abschließende Frage an Herrn Kokott: Warum arbeitet Adapterbau Kokott so gerne mit SPEA zusammen?
Es ist einfach ein unkompliziertes, schönes Zusammenarbeiten. Kurze Dienstwege, und das Wort hat Gewicht! Man ist aufeinander eingespielt über die Jahre.